Krumme, verkratze und ungepflegte Schallplatten können ganz schön nerven. Hier eine kleine Geschichte zur Abhilfe.

„Da kommt er, der langersehnte DHL-Hermes-UPS-Fedex-Amazon-Mann und bringt ein ca. 33x33cm großes Paket mit sich. Schnell ihm entgegen gerannt, die Tür aufgerissen, unterschrieben und schon halb ausgepackt! Das neue Album auf Vinyl von „Es-könnte-jetzt-jeden-treffen“. Wow, sogar eine 180g.- Audiophil-Super-Pressung. Richtig teuer! Flux die Folie vorsichtig geöffnet und das Schwarze Gold aus seiner Papphülle befreit. Die Musik-Anlage läuft natürlich schon seit 2 Stunden warm und rauf auf den Plattenteller. Aber halt, was sieht man da auf den zweiten Blick? Die Platte schmiegt sich nicht an den Plattenteller an. Ist irgendwie „wellig“. Und irgendwie sind da Verschmutzungen, Kratzer und Flecken auf dem schwarzen Prachtstück zu sehen. Sogar Fingerabdrücke, obwohl man sie fachgerecht nur am Rand berührt hat. Mmhh. Mal reinhören. Oh, Kratzer die man hört, ein permanentes Fisseln und der Tonarm wabert horizontal und vertikal in einer Art, daß man schon Angst um den Tonabnehmer haben muss.“

Unnötige Kratzer schon ab Werk. Masse statt Klasse.

So, oder ähnlich haben es schon viele Vinylschallplatten-Freunde erleben müssen. Da ist man bereit viel Geld für das edle Objekt der Begierde auszugeben und dennoch wird man herbe enttäuscht und dann steht man vor einem Berg von Fragen.

Wer ist das jetzt schuld? Der Zulieferer? War der unvorsichtig? Aber die Schallplatte war doch original verpackt und der Versand-Karton war nicht beschädigt.

Der Händler? Hätte ich doch lieber beim stationären Fachhändler kaufen sollen, um die Ware vorher begutachten zu können?

Der Hersteller? Ja, denn hier liegt leider seit dem großen Vinylboom der Neuzeit das Problem. In Deutschland und dem europäischen Umland gibt es nur noch eine Hand voll Presswerke, die mittlerweile im Drei-Schicht-Arbeits-Rhythmus und Wochenenddiensten aus ihren Kapazitäten bersten, um der extrem gestiegen Nachfrage und dem unersättlichen Druck der Musikindustrie gerecht zu werden. Alte Maschinen, manchmal mangelhaft ausgebildetes Personal und der hohe Zeitdruck, der bei der Herstellung, aber auch durch den Kunden entsteht, sind leider der Grund, warum viele der schwarzen Vinyl-Prachtstücke eigentlich nur noch für die Tonne, oder als Wandschmuck zu gebrauchen sind.

Beim Hersteller: Auch in der Galvanik kann schon viel schiefgehen.

Eine Besserung in Sicht? Wohl erst, wenn noch weitere Hersteller und Presswerke dazukommen, oder die vorhandenen ihre Kapazitäten und den personellen Notstand anpassen. Oder erst dann, wenn die große Kommerzwelle ordentlich abschwächt und die Presswerke endlich wieder unter „normalen“ Umständen arbeiten und fertigen können.

Eine Lösung? Der Kauf beim stationären Schallplatten- oder Hifi-Händler, ist sicherlich einmal absolut zu empfehlen, denn er meidet gerne den unnötigen Stress mit dem Kunden, in dem er seine Ware kennt. Sicherlich ist auch der Fachhändler nicht vor schlechtem Vinyl geschützt, aber er erkennt sofort, ob ganze Chargen oder Serien betroffen sind und kann dem Kunden dann entsprechend und umgehend Ersatz zukommen lassen, oder gar vom Kauf abraten, sollte er bereits seine Erfahrungen mit dem entsprechenden Korpus Delikti gemacht haben. Auch kennt der Fachhändler seinen Kunden, wenn man öfters miteinander verkehrt und kann entsprechend schöne Empfehlungen aussprechen und das Reden und Schwärmen über das weite Thema Musik ist doch immer einen Besuch beim Händler wert.

Einer der es wissen muss ist Jürgen Krause, Inhaber des Kult Platten-Laden Rock Store in Essen Steele:

Gott sei Dank ist bei den normalen Pressungen die Fehler-Quote sehr deutlich gesunken. Hier hat die Industrie bereits ihre Hausaufgaben erledigt, aber gerade bei den sehr teuren audiophilen Pressungen, kann man doch hin und wieder so richtig ins Klo greifen!

Übrigens, durch den Kauf beim stationären Vinylhändler vor Ort und der Vermeidung des Postweges, spart man nicht nur eine Menge CO² und Verpackungsmüll, sondern man vermeidet auch, dass die Schallplatte im originalverpackten und eingeschweißten Cover durch die Hülle stößt und der sogenannte Seam Split entsteht. Ein Riss in der Innenhülle und im äußeren Cover an den Rändern.

Seam Split im Cover oder der Innenhülle. Unnötig und vermeidbar, wenn der Hersteller die Schallplatten „nur beilegen“ würde.

Des Weiteren bietet der gute Fachhändler auch entsprechende Reinigungs- und Pflege-Produkte an, die etwaige „Probleme“ bei der Schallplatte schon im Keime ersticken können. Bei uns im Haus bieten wir zum Beispiel den Waschservice für Vinyl-Schallplatten an. Mit einer sogenannten Schallplatten-Waschmaschine, reinigen wir gegen eine kleine Endgebühr, neues und altes Vinyl und können durch die Nassreinigung (mit Ultraschallunterstützung) beste Ergebnisse nachweisen. Weniger Knacken, Knistern und Fisseln sind akustisch zu vermerken. Entsprechend schont es auch die „Nadel“ des Tonabnehmers und erhöht entsprechend die Lebensdauer.

Auch bei leider immer häufiger anzutreffendem gekrümmtem und gewelltem Vinyl, können wir mit einer Schallplatten-Bügelmaschine oft helfen und dem Kunden seinen schwarzen Schatz retten. Bei nicht zu starker Verformung, kann unser Plattenbügler in nur 5 Stunden Aufheiz- und Abkühl-Zeit, der Schallplatte in die alte Form verhelfen und der Tonarm samt Tonabnehmer, kann sich auf einen deutlich beruhigten Abtastvorgang freuen. Und somit auch die Ohren!

Wer viel Vinyl kauft und leidenschaftlich sammelt, findet bei uns natürlich auch unterschiedlichste Lösungen zum Kauf.

Unterm Strich kann man sagen, ja, Schalplatten dürfen Knacken und auch Knistern und auch in der Ein- und Auslauf-Rille darf man etwas vernehmen, letztendlich ist nämlich noch viel Handarbeit bei der Herstellung im Spiel, aber krumm oder gar offensichtlich verkratzt, daß muss nicht sein.

Auch in Corona-Zeiten ist der Besuch beim Fachhändler eine willkommene Ablenkung und kann einfach wieder ein Stück Normalität bedeuten. Unter allen Sicherheits- und Hygiene-Vorkehrungen sind wir für euch da und freuen uns euch in einem unserer Läden begrüßen zu dürfen.

Wir beraten euch zum Thema Vinyl und Hifi gerne und ausführlich.

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Über Bastian Salzmann

Hifi- und High-End-Berater mit fast 30 Jahren Berufserfahrung. Unser Mann für Analog und High-End-Elektronik. Leidenschaftlicher Schallplattensammler, der aber auch vor digitalem nicht zurückschreckt!