Traditionell ist das Thema Frauen und Hifi so klischeebelastet wie, sagen wir,  Frauen und schnelle Autos oder Männer und Nähmaschinen. Es suggeriert erst einmal ein gewisses Maß an Inkompatibilität.

Und ja, nach wie vor passiert es, dass wenn ich Kunden meine Beratung anbiete, ich ein „Nein, danke. Ich habe eine technische Frage“ als Antwort erhalte und beim Aussprechen bereits mit den Augen ein männlicher Kollege gesucht wird. Der in der Branche erschreckenderweise noch häufig verwandte Begriff des „WAF“ – „Women’s Acceptance Faktor“ macht den Zustand nicht besser. Hier bitte einen deutlichen Vorwurf gegen die Benutzer – seien es Hifi-Händler oder auch die (Fach-)Presse verstehen.

Dennoch meine ich, dass sich die Zeiten geändert haben.

Natürlich kommt es immer noch vor, dass der weibliche Partner Einwände gegen Form oder Farbe des Lautsprechers erhebt, den der männliche Part als das Must-Have schlechthin auserkoren hat. Oder auch das armdicke Kabel welches gerne in Pastelltönen oder einem auffälligen Schwarz daherkommt wird schon mal von der Dame des Hauses missbilligt oder gar „verboten“, weil es schon sehr auffällig wäre auf der gebleichten Landhausdiele.

Aber sind wir mal ehrlich. In der heutigen Zeit sind die meisten Paare doch gemeinsam und  (hoffentlich) gleichberechtigt für die Einrichtung des Wohnzimmers zuständig. Ebendiese Entwicklung spiegelt sich auch tagtäglich bei uns in den Geschäften wider. Das Paar kommt gemeinsam zum Hörtermin – zum gemeinsamen Hören und auch zum gemeinsamen Aussuchen des Möbels Lautsprecher bzw. Hifi-Anlage.

Diese Feststellung soll keineswegs den Unterschied zwischen den Geschlechtern absprechen. Frauen haben m.E. eine völlig andere Herangehensweise was das „Hören“ an sich und auch was das ästhetische Empfinden angeht. Aber ich denke, dass heutzutage viel häufiger Kompromisse oder gar Einigungen gefunden werden, womit letztlich beide Partner zufrieden sind. Natürlich spielt dem auch die Tatsache entgegen, dass Hifi heutzutage generell wohnraumtauglicher geworden ist, als es das, sagen wir in den 1970ern noch war.

Aber auch eine gewisse „Aufklärung“ seitens des Fachhändlers erleichtert diese Kompromissfindung sicherlich. Wenn man an den eigenen Ohren erfahren hat, dass man die Physik nicht überlisten kann und tatsächlich aus einem größeren Lautsprecher bspw. viel mehr heraus kommt als aus einer zauberwürfelgroßen Box, verändert sich auch die Sichtweise bzgl. der Lautsprechergröße.

Gleiches gilt auch für andere Hifi-Komponenten.  Ein „Problem“ ist natürlich auch, dass viele Frauen von sich selber denken, nicht hören zu können. „Ach, ich höre da eh keinen Unterschied“ sind Sätze, die ab und zu immer noch fallen. Aber auch hier kann man die Damen durch eine Hörprobe meist vom Gegenteil überzeugen.

Im Großen und Ganzen bin ich der Meinung, dass dem Thema zu viel Bedeutung beigemessen wird. Let’s face it. Man kann die Partnerin auch ganz gut vorschieben als Grund, wenn man sich selber noch nicht sicher ist. Der häufig gehörte Spruch „ich muss da erst meinen Finanzminister fragen“ ist doch – Verzeihung- armseelig. Ein Mann in der heutigen Zeit weiß i.d.R. a) was auf dem Konto ist bevor er den Weg ins Hifi Geschäft macht und b) hat vor einer möglichen Anschaffung den Familienrat hinzugezogen. Hier die Gattin vorzuschieben und irgendwie ja auch als die Spielverderberin hinzustellen ist m.E. nicht die feine englische Art.

Tatsächlich ist es doch so, dass Männer sich ebenfalls mit Einrichtung identifizieren. Wie oft hören wir aus Männermündern „egal wie es klingt, Produkt XY kommt mir nicht ins Haus wegen der Optik“. Mal sind die VU Meter zu Blau, das Gehäuse zu Champagnerfarben oder Lackoberfläche geht gar nicht. Andersherum empfinden manche Telefonzellen aus Eiche und Verstärker die so groß sind wie eine Tiefkühltruhe als zeitlose Designikonen. Geschmäcker sind halt verschieden. Bei Frauen wie bei Männern. Gott sei Dank!

Ich finde, man sollte nicht so viel drüber reden, sondern einfach machen. Sprich, Ausprobieren, Aufstellen und Hören, Hören, Hören. Nicht ohne Grund sind Hörproben in den eigenen vier Wänden ein fester und unverzichtbarer Bestandteil unserer Firmenphilosophie. Und ja, natürlich geht es um das Klangverhalten des Gerätes oder Lautsprechers am designierten Aufstellungsort, aber auch natürlich um seine Integration in das Interior-Design desselbigen. Und in der Regel entscheiden beide Partner gleichberechtigt.

Gutes Hifi hält den Mann und die Frau Zuhause ;-).

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Über Eva Pawlak

Inhaberin und Geschäftsführerin bei Hifi-Pawlak. Aufgewachsen mit Musik und HiFi konnte und wollte sie keinen anderen Weg gehen, als das Geschäft ihrer Eltern zu übernehmen. Leidenschaft pur.